{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Thriller aus dem Jahre 1988. Rex und Saskia streiten sich auf der Autobahn und versöhnen sich wieder. Doch an der Raststätte verschwindet Saskia. Drei Jahre später meldet sich der vermeintliche Entführer - er werde Rex sagen, was geschehen sei, wenn er dasselbe mit sich machen lässt.
  • Mnzfgtgjycbtolmr51mp1bycpsq
  • O00qty66z8ucneldxlmbmlmlrab
Quelle: themoviedb.org

Kritik

Das niederländische Kino ist nicht gerade bekannt für seine erfolgreichen Exportschlager, in der zweiten Hälfte der 80er gab es jedoch mal ein kleines Zeitfenster, in dem der einheimische Film unseres Nachbarlandes auch außerhalb der eigenen Grenzen für Aufmerksamkeit sorgte. Mit Eine Familie zum Knutschen (1986) und Verfluchtes Amsterdam (1988) war Dick Maas gleich für Zweidrittel davon verantwortlich, den zweifelsohne besten Beitrag dieser „Trilogie“ lieferte jedoch George Sluizer (Crime Time) mit der Romanadaption Spurlos verschwunden aus dem Jahr 1988.

Der Film beginnt mit dem jungen Paar Rex (Eugene Bervoets, Borgman) und Saskia (Johanna ter Steege, Ludwig van B. - Meine unsterbliche Geliebte), das sich auf einem Roadtrip nach Frankreich befindet. Es kommt zu leichten Spannungen zwischen ihnen, die jedoch nach einem kurzen Knall schnell beigelegt werden können. An einer Tankstelle trennen sie sich kurz – und daraufhin bleibt Saskia spurlos verschwunden. Rex befragt panisch etliche Menschen, erhält einen vagen Hinweis, dass Saskia mit einem fremden Mann am Kaffeeautomat ins Gespräch gekommen ist, doch mehr kann er nicht herausfinden, ebenso wenig wie die eingeschaltete Polizei. Drei Jahre lang verbeißt sich Rex in die schier ausweglose Suche nach Saskia, selbst eine neue Beziehung kann ihn nicht über das Trauma und die damit verbundene Gier nach der Offenlegung ihres Schicksals hinweghelfen. Dies erweckt die Aufmerksamkeit ihres Entführers, des harmlos wirkenden Chemielehrers und Familienvaters Raymond (Bernard-Pierre Donnadieu, Der Profi), der daraufhin Rex kontaktiert. Er will sein abgründiges Spiel auf die Spitze treiben und den verzweifelten Mann dazu treiben, offenen Auges ins Messer zu laufen, da diesem nichts mehr übriggeblieben ist, bis er hinter die Wahrheit hinter Saskias Verschwinden gekommen ist.

Spurlos verschwunden klingt im ersten Moment nach einem handelsüblichen Entführungsthriller, doch diese abgründige Charakterstudie hat hinter seiner Genre-Fassade weitaus mehr zu bieten. Das liegt vor allem an der geschickten Erzählweise, die zunächst das Pärchen bis zu dem plötzlichen Verschwinden von Saskia begleitet und dann unmittelbar in die Täterperspektive wechselt, um zu beleuchten, wie hinter einem oberflächlich völlig harmlosen Mann aus der gutbürgerlichen Mittelschicht in Wahrheit ein hochgefährlicher Soziopath schlummert, der seinen seit Kindheitstagen aufkeimenden Gedanken schlussendlich freien Lauf lässt. Dieser narrative Umbruch ist es, der für den ersten genialen Twist von Spurlos verschwunden sorgt, doch das ist erst der Anfang. Was folgt, ist ein bitterböses Zusammenspiel zweier Besessener, die bereit sind sich für ihre jeweilige Obsession zu opfern. Der eine, um immer weiter auszuloten, wo seine moralischen Grenzen liegen – oder ob diese überhaupt existieren -, und der andere, um die bohrende Frage zu beantworten, was mit seiner großen Liebe geschehen ist – und die eigenen Schuldgefühle irgendwie zum Schweigen zu bringen. Dabei überschreiten beide irgendwann die Grenzen der Selbstaufgabe unwiderruflich und es muss folgerichtig in einem Final münden, in dem einer oder beide sich selbst ihrer eigenen Passion opfern werden.

Mit dieser hinterlistigen Psychologie spielt Spurlos verschwunden bis zu seinem in seiner Kompromisslosigkeit bis heute immer noch überraschend drastischen Finale, das einem nach wie vor eiskalt den Rücken hinunterläuft. Bis dahin wird erfreulich wie erfrischend auf viele Klischees und Mechanismen des üblichen Genre-Kinos verzichtet, da hier speziell die Opfer/Täter-Darstellung clever und ambivalent interpretiert wird. Beide Männer werden als Getriebene skizziert, die sich an ihrem gemeinsamen Schicksal in gewisser Weise laben – der eine natürlich sehr fokussiert, der andere unfreiwilliger Natur, das Resultat bleibt aber erschreckend identisch. Beide sind durch das Ereignis drei Jahre zuvor unweigerlich aneinander geschmiedet und können diese Verbindung nur gemeinsam lösen, alles andere wäre dem Ausmaß nicht angemessen. Wie siamesische Zwillinge, die entweder gemeinsam existieren können oder nur einzeln, wenn einer sich dem anderen opfert. Dies vermittelt der Film in seiner eher unspektakulären, dafür hochgradig intensiven Erzählung sehr subversiv, bis einen das Finish mit Wucht in den Magen trifft. Heftig.

Fazit

Ein sehr guter Thriller, dem handwerklich an der ein oder anderen Stelle sicherlich noch etwas mehr Feinschliff nicht geschadet hätte, der aber in seinem Narrativ und der Psychologie dafür so reinschmettert, dass man eine gewisse „Kantigkeit“ gerne übersieht. Speziell die bitter-böse Konsequenz ist es, die diesen Film so nachhaltig wirken lässt – und leider dem in vielen Punkten sehr ambitionierten US-Remake (vom selben Regisseur) schlussendlich (fast) komplett abgeht.

Kritik: Jacko Kunze

Wird geladen...

×