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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Es sollte ein ganz normaler Sommerausflug werden - Diane und Jeff wollen das Katastrophengebiet um Mount St. Helens besuchen. Aber wie das so ist - erst kommt ein kleiner Streit, dann die große Versöhnung und der Schwur ewiger Treue. Diane geht nur noch schnell in den Getränkeshop an der Tankstelle - und kehrt nie wieder zurück. Drei Jahre später ist Diane noch immer spurlos verschwunden. Die Polizei hat längst aufgegeben, auch alle Freunde haben resigniert. Nur Jeff ist besessen: Er muß erfahren, was ihr zugestoßen ist. Noch immer klebt er Fahndungsplakate, noch immer verhallen seine Aufrufe ungehört. Doch dann meldet sich jemand, der von sich behauptet, zu wissen, was los ist. Er gibt Jeff nur eine Chance: Er muß sich blindlings dem möglichen Mörder in die Hände geben und genau durchleben, was Diane widerfahren ist. Jeff ist klar, daß das ein Trip in den Tod werden kann - doch seine Obsession treibt ihn weiter, über jede Grenze...

Kritik

Die niederländisch-französische Produktion Spurlos verschwunden entwickelte sich 1988 zu einem auch internationalen Erfolg, was in der Regel das Interesse des US-Filmmarktes weckt. Nicht etwa, um ihn dort zu veröffentlichen, sondern da die breite Masse dort in der Regel kaum fremdsprachige Filme schaut (oder dies zumindest so forciert wird), mit einem einheimischen Remake die Lorbeeren abzugreifen. So auch geschehen mit Spurlos aus dem Jahr 1993, wobei diesmal der Regisseur des Originals George Sluizer selbst das Heft in die Hand nehmen durfte. So ein Model gab es immer mal wieder, beispielsweise bei Ole Bornedal und Freeze – Alptraum Nachtwache oder Michael Haneke mit Funny Games U.S.. Sicherlich ein positiver Nebenaspekt, sollte er doch am besten wissen, was sein eigenes Werk in erster Linie auszeichnete. Und eine ganze Weile sieht es sogar so aus, als würde man hier mal ein wirklich adäquates US-Remake bekommen, das natürlich ein paar Änderungen vornimmt und nicht exakt auf den Wegen des Originals schreitet, aber insgesamt schon auf die ursprünglichen Qualitäten setzt. Bis zum finalen Akt, den es so im Erstling genau genommen gar nicht gab und leider für eine deutliche Enttäuschung sorgt.

Eine erste, narrativ gravierende Änderung gibt es gleich zu Beginn, wobei diese gar nicht mal negativ auszulegen ist. Spurlos konzentriert sich von Anfang an direkt auf den Täter namens Barney (Jeff Bridges, Crazy Heart). Einen – wie wir kurz danach erfahren – augenscheinlich völlig harmlosen, gutbürgerlichen und vielleicht sogar bieder wirkenden College-Professor und Familienvater, der sich jedoch sehr offensichtlich darauf vorbereitet, eine Frau zu entführen. Sie in sein Auto zu locken und zu betäuben und völlig schamlos „probt“ er den Bewegungsablauf sogar, als er seine Tochter abholt. Erst dann wechselt das Geschehen zu dem Pärchen Jeff (Kiefer Sutherland, Die Jury) und Diane (Sandra Bullock, Speed), das sich bei einem Roadtrip zunächst leicht in die Haare bekommt, daraufhin aber schnell wieder versöhnt und eigentlich einem schönen Urlaub im Auge hätte – wenn Diane nicht an einer Raststätte plötzlich wie vom Erdboden verschluckt wäre. Der verzweifelte Jeff setzt alle Hebel in Bewegung, aber sie bleibt spurlos verschwunden.

Das Original begann mit diesem Part und präsentierte uns erst dann den mutmaßlichen Täter. Dieser Perspektivwechsel macht insgesamt den Kohl nicht fett, ist zumindest eine Abwechslung für Kenner der Vorlage (die ohnehin gewisse Details schon wissen), sie macht aber schon deutlich klar: diesmal ist eindeutig der Täter der „Star“ des Films. Und diesbezüglich ist Jeff Bridges ein Jackpot. Eine brillante Performance, solange das Drehbuch ihm diesen Spielraum erlaubt. Als soziopathischer Wolf im Schafspelz liefert er eine herausragende Leistung und lässt erst mal vergessen, dass dieser Spurlos schon früh eine große Stärke des Originals opfert. Dieser bezog einen großen Teil seiner Faszination vor allem aus der selbstzerstörerischen Obsession des „Strohwitwers“, die hier zumindest etwas abgemildert wird, da seine neue Lebensgefährtin (Nancy Travis, Chaplin) eine wesentlich größere Rolle einnimmt als noch in der Vorlage. Diese Fassung erlaubt dem Protagonisten noch eine Möglichkeit der Hoffnung, lässt ihn sogar kurz seine zwanghafte Jagd ansatzweise verdrängen, bis sie ihn dann wieder unweigerlich einholt. Bis dahin kein echtes Problem, da wie gesagt eben nur ein anderer Ansatz, der mit einer ähnlichen Konsequenz im Finale sogar als lobend aufgenommen werden könnte.

Im letzten Drittel stinkt ein bis dahin erstaunlich gutes Remake leider deutlich ab, da die bitterböse Pointe – und letztlich auch narrativ absolut entscheidende Aussage des Films – aus vermutlich massenkompatiblen Zwecken vollständig verwässert wird. Wie genau, das soll an dieser Stelle natürlich nicht gespoilert werden, aber für Kenner des Originals ist das schon eine herbe Enttäuschung. Die „Amerikanisierung“ des Stoffs mag aus kommerzieller Sicht Sinn machen, zerstört aber beinah vollständig die Aussage des Ursprungs. Das klingt katastrophal, aber – so ehrlich muss man sein – ist es auch nur, wenn man sich pedantisch an diese klammert. Auch dann ist das Finale sicherlich ein Stückweit enttäuschend, aber bis dahin gibt es einen immer noch spannenden und psychologisch gar nicht mal so stumpfen Entführungsthriller zu sehen, der mit einer Sahne-Performance von Jeff Bridges eigentlich viel zu gut ist für den Eindruck, den er schlussendlich leider hinterlässt.

Fazit

Ein hervorragend gespielter und weitestgehend spannender Thriller, der im Vergleich zu seinem wesentlich abgründigeren und letztlich auch psychologisch viel tieferen Original natürlich eindeutig die zweite Geige spielt. Im Direktvergleich sogar ernüchternd bis enttäuschend, isoliert von der Vorlage aber keinesfalls schlecht in irgendwelchen Belangen. So fair muss man einfach auch mal sein.

Kritik: Jacko Kunze

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