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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Zu beginn der Jahrhundertwende wird ein junger Mann von einer wilden Meute grausam gefoltert. Viele Jahre später will eine junge Frau am damaligen Ort des Geschehens ein Hotel eröffnen. Doch, als ob ein Fluch auf dem alten Gemäuer liegen würde, kommt es wieder zu grausamen un unerklärlichen Zwischenfällen. Bald lichtet sich das dunkle Geheimnis: Das Haus wurde von einem okkulten Architekten vor vielen Jahren auf den sieben Toren der Hölle erbaut. Doch niemand kann die grausame Mordserie und den furchtbaren Alptraum aufhalten...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Es zeugt von einem reichlich überschaubaren Verständnis des Mediums, wenn sich selbsternannte Cineasten erdreisten, den umfangreichen Output des italienischen Regisseurs Lucio Fulci (Nackt über Leichen) zu verspotten. Fulcis zweifelhafter Ruf ist weitreichend bekannt, auch privat soll der Mann kein einfacher Umgang gewesen sein. Allerdings ist es nicht von der Hand zu weisen, dass der gebürtige Römer sein Handwerk verstand und in seiner künstlerischen Hochzeit zu den faszinierendsten Filmemachern zählte, die die italienische Kinolandschaft in jenen Tagen zu ihrem Tanzboden erklärten – ganz egal, wie viel Affinität man dem Horror-Genre nun entgegenbringt. Warum sich das Schaffen von Lucio Fulci durch Adjektive wie 'geschmacklos' und 'primitiv' oftmals schlecht beleumundet sieht, ist Angesicht der Inhalte seiner Werke schnell durchschaubar, offenbart rückwirkend aber gleichwohl das beschränkte Gemüt der Lästerzungen.

Wer sich von haltlosen Vorurteilen loseisen kann und bereit ist, aus Fulcis Vita mehr zu ziehen als reißerische Titel und ausgiebige Splatter-Einlagen, der wird auch verstehen, warum der Italiener eine nicht zu unterschätzende Anhängerschaft hinter sich wissen darf. Das perfekte Beispiel dafür, um seine Befangenheiten aus dem Weg zu räumen, ist wohl der 1981 veröffentlichte Über dem Jenseits (auch als Geisterstadt der Zombies bekannt). Sicherlich könnte man bemängeln, dass sich der Film inhaltlich als vollkommen fragmentiert, konfus und inkohärent erweist, in Wahrheit aber ist genau dieser elliptische Erzähl- und Inszenierungscharakter gewollt, weil er Über dem Jenseits so zu genau dem Erlebnis erhebt, welches es sein möchte: Ein rein sensitives nämlich. Und genau diese Methode, die Seherfahrung rein auf der Gefühlsebene auszutragen, findet inzwischen auch im Gegenwartskino wieder vermehrt Anklang. 

Nach einer in knalligem Farbfilter gehaltenen Exposition, in der nicht nur das mythische Buch von Eibon Erwähnung findet (und Über dem Jenseits seinen okkulten Grundstock zuspricht), sondern auch eine äußerst garstige Kreuzigung visualisiert wird, ist es Lucio Fulci nur noch an einer Sache gelegen: Er möchte den Zuschauer geradewegs auf das Meer der Finsternis hinaustreiben lassen. Wenn man so möchte, könnte man Über dem Jenseits als einzige, gut 90 Minuten andauernde Alptraum-Landschaft definieren. Permanent wartet der Italiener hier mit gnadenlos umgreifenden Schreckensvisionen auf, die so erschreckend effektiv sind, weil sie sich fortwährend in einem opaken Rahmen entfesseln. Distanziert und losgelöst von jedem Anspruch, klare Erzählmuster zu bestätigen und dadurch Vernunft und Logik zu hofiert, kehrt Lucio Fulci die unerträgliche Komponente an die Oberfläche, die die Angst erst derartig fürchterlich gestaltet: Die Irrationalität.

Sein inszenatorisches Register, um genau dieser Irrationalität Auftrieb zu verleihen, scheint indes unerschöpflich. Neben ekelerregenden Gore-Spitzen, die sich noch durch analoge Effekte auszeichnen und der Blutrunst so eine viel haptischere Wirkung abverlangen, ist es gerade das intuitiv-sinnliche Spiel mit Horrorvorstellungen – auch durch die Verbindung von Hochkultur und Schundliteratur - die es Über dem Jenseits ermöglicht, dem Zuschauer Schächte in die Eingeweide zu graben. Der Verlauf des Films ist umklammert von einer bohrenden Grundbedrohung, die Fulci immer wieder in horrenden Stimmungs- und Reizfeldern entlädt. Als legendär zu bezeichnen ist dabei wohl vor allem die Szene, in der ein Mann von einer Horde Taranteln angegriffen und nach und nach auseinandergenommen wird. Minuten, die sich wie Stunden anfühlen; Die von Fulci schonungslos zelebriert werden und das Geschehen auf der Leinwand fast bis über den Rand des Erträglichen hinaus treiben.

Fazit

"Über dem Jenseits" zählt noch zu den Horrorfilmen, die es vollbringen, dem Zuschauer wahrlich an die Nieren zu gehen. Als intuitiv-sensorisches Erlebnis definiert, gelingt es Lucio Fulci hier in Bravour, Alptraum-Landschaften zu erschaffen, die sich ganz der Irrationalität von Ängsten verschreiben. Dementsprechend effektiv gestalteten sich die Schreckensvisionen, die Fulci hier aufzeigt. Sollte man gesehen haben, wenn man sich für das Genre begeistern kann, aber auch darüber hinaus ist "Über dem Jenseits" ein einnehmender, Beklemmung schürender Rausch aus Farben, Formen und Perspektiven.

Kritik: Pascal Reis

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